mittwoch, 10. juni 2009

wuff, wiff, waff! ich habe ferien und endlich zeit, über so manches nachzudenken, was sich in meinem emsigen arbeitsalltag ereignet.

gewiss denken meine artgenossen und sämtliche zweibeiner, die meinen weg täglich kreuzen, ich schiebe eine beneidenswert ruhige kugel, weil sie mich morgens, abends oder in meiner mittagspause lustwandeln oder mit freunden spielen sehen. wer aber denkt daran, dass ich ausserhalb meiner mussestunden rund um die uhr als alarmanlage im einsatz bin, meinem boss überall als bodyguard zur seite stehe, wenn nötig, seine compis mit kräftigem pfotenschlag dazu auffordere, das desktop etwas fantasievoller zu gestalten, blitz und donner von einem unterstand aus mit körpervibrationen das fürchten beibringe, überlebensaktionen - beispielsweise durch populationsreduktion anderer gattungen, abbau von misthaufen und auffinden von lebensmitteln, die niemand verloren hat - einleite, um meinen speiseplan anzureichern, usw., etc. ...

jetzt aber bin ich, wie eingangs erwähnt, im urlaub, und weil heute mittwoch ist, fällt mir ein, dass mich normalerweise mein boss in der wochenmitte ins spurentraining fährt. - vor knapp zwei jahren hat meine frau irgendwo gelesen oder gehört, dass jedem hund die fährtenarbeit beigebracht werden kann. nach grossen anfangsschwierigkeiten habe ich dank dodos einfühlsamen anweisungen eingesehen, dass die gestellte aufgabe für meine nase äusserst sinnvoll ist. wir hunde verfügen nämlich über eine ausgeklügelte schnüffeltechnik: bis zu 300 mal pro minute können wir einatmen und so zahlreiche informationen aufnehmen. unsere riechschleimhaut, das eigentliche riechorgan, ist durch ihren aufbau der menschlichen nase um einiges voraus. ich bin also bestens "ausgestattet", um gerüche aufzunehmen, zu speichern, zu erkennen, zuzuordnen und zu verarbeiten. während meinen "streifzügen" brauche ich die nase "zum überleben" (!??): je stärker der hunger, desto besser die riechleistung. dieser zusammenhang wird scheinbar beim "spuren-training" genutzt. mit motivation und (meist) freude werden meine angeborenen fähigkeiten gefördert und gezielt erweitert. natürlich braucht es (auch von meiner seite!) fleiss, geduld, konsequenz und ausdauer, was nicht immer mein ding ist, besonders dann nicht, wenn mir während der übung der duft einer der fetten gänse des benachbarten bauernhauses in die nase sticht.

anfänglich war mein einsatz als fährtenhund überaus "lecker": rasch begriff ich, dass ich mich vor einem kleinen, im feld verankerten wimpel als zeichen meiner arbeitsbereitschaft hinzulegen hatte ... als müsste ich gesslers hut referenz erweisen; dabei können mir schillers "wilhelm tell" und der schweizer nationalheld gestohlen werden ... ! danach durfte ich mich durch anfänglich geradlinige, später serpentinenartig verlaufende würstchenspuren fressen ... und wurde am ende auch noch mächtig gelobt! rasch aber veränderte sich das anspruchsniveau und damit auch der spurenverlauf: L- und U-förmige gebilde machten mir die aufgabe immer schwieriger. das schlimmste für mich war und ist jedoch die tatsache, dass die leckerbissen unterdessen fast auf null geschrumpft und durch gegenstände ersetzt worden sind.

seit diesem frühjahr soll ich doch tatsächlich jedem tritt der fährte meines chefs nur von der witterung der bodenverletzung, welche ihr schuhwerk hinterlässst, folgen. noch liegen zur aufmunterung manchmal unterwegs ein "verwaistes" würstchen auf der spur und irgendwo ein bis zwei gegenstände, die ich (verweisen oder) apportieren kann, muss oder soll ... je nach bodenstruktur, wetter, temperatur sowie liegezeit der fährte keine einfache sache! - vor meiner abreise in den urlaub wurde der schwierigkeitsgrad meiner aufgabe gar noch durch den einsatz eines fingierten schiedsrichters angehoben, und dodo, meine geliebte übungsleiterin, überwachte mein "treiben" bloss von ferne mit inspektor kritischem auge. ihr urteil war nicht schmeichelhaft; trotzdem versteht sie es immer wieder, mich aufzumuntern und für weitere taten zu motivieren.

zur illustration meiner worte füge ich jetzt noch ein paar bildchen bei: > jetzt öffnen

eines tages werde ich es gewiss packen und das erlernte vielleicht sogar nutzbringend anwenden können.