Samstag, 6. Dezember 2008

Lange, lange Zeit über kam ich nicht mehr dazu, ein paar Worte niederzuschreiben. Einerseits nahmen mich meine zahlreichen Freizeitbeschäftigungen zu sehr in Anspruch, anderseits war ich nach einer schlimmen Vergiftung und anschliessendem Spitalaufenthalt überhaupt nicht in Form. – Jetzt ist mein Herz jedoch so sorgenschwer, dass ich versuchen will, mich auf diese Weise zu erleichtern.

Fast vier Jahre lang besass ich nämlich in Estavayer-Le-Lac einen engen Freund, der bereits vor „meiner Zeit“ zum festen Inventar des Hauses gehörte. Obwohl er ein bekanntes Bild im häuslichen Umfeld darstellte, wurde er täglich mit Füssen getreten und zu meiner noch nicht stubenreinen Epoche gar mehrmals von mir benässt. Trotzdem ertrug er dies alles mit stoischer Ruhe und trug keinem etwas nach. Als ich ihn einmal genau betrachtete, konnte ich sehen, dass sich unter seinem „eintönigen“ Auftreten viel mehr verbarg: zu oberst sassen seine mollig-warmen Schurwollfasern, seine Mittelschicht bestand aus einer Klebemasse, mit deren Hilfe die Faserkonstruktion im Trägergewebe fixiert war. Eine zweite Klebeschicht aus Latex band schliesslich sein Rückenmaterial ein.

Mein enger Vertrauter vermittelte immer den Eindruck von Behaglichkeit, vor allem durch sein fusswarmes und weiches Äusseres, das eine angenehme und gemütliche Atmosphäre verbreitete. Zudem verbesserte er die Schalldämmung des Bodens (und meines Stimmtrainings!!!) sowie die Raumakustik, verringerte das Verletzungsrisiko fallenden Geschirrs …, war wärmeisolierend, energiesparend, trittelastisch und schützte so in meiner frühen Kindheit meine Wirbelsäule.

Eine grosse Charakterschwäche allerdings besass mein Kamerad in den Augen meines Zweibeiners: Er beherbergte in seiner bodenlosen Güte Milben, Käfer, sowie viele andere mehrfüssige Mitbewohner und frass gierig Schmutz und Staub in sich hinein, so dass mehrmals jährlich eine aufwendige Grundreinigung notwendig war, damit er nur annähernd wieder in neuem Glanz erstrahlte. Das war letztendlich Grund genug, dass ihn meine Frau den Weg alles Irdischen gehen liess… Feinsteinzeug wurde bestellt, d.h. geruchs- und geschmacksneutrale Keramik-Fliesen, die weder Gase abgeben noch Stoffe aus der Umwelt aufnehmen. Absolut umweltfreundlich und wohnmedizinisch empfehlenswert!

Mit den nachfolgenden Fotostories will ich meinem unvergesslichen Freund und entschlafenen Wohngefährten ein kleines Denkmal setzen:
(ins Denkmal klicken)